Mittwoch, 13. Dezember 2006

Wer mich zwingen will...

Wer mich zwingen will, muss erkennen, dass ich mich nicht zwingen lasse. Nie, niemals nicht und ganz überhaupt nicht. Das letzte Mal hatte mich meine Mutter relativ bestimmt dazu gezwungen meinen Spielzeugschrank aufzuräumen, indem sie ihn mit ihrem Arm leerfegte...brrrr, ganz furchtbare Erinnerung.

Aufgrund meiner sich daraus entwickelten starken Persönlichkeit, die eine abgrundtiefe Abneigung gegen Zwänge in sich trägt, habe ich eben gegen solche eine ganze Menge. Kompromisse kann ich in diesem Fall auch nur eingehen, wenn ich dafür bezahlt werde/wurde.

Beruflichen Zwängen begegnet man immer wieder, obwohl ich bestimmt bei dem einen oder anderen als Aufwieglerin galt, weil ich nicht immer alles mit mir machen ließ und Amen zu allem sagte. Nein, bequem war ich noch nie...wollte ich auch nie sein.

Nun begab es sich zu der Zeit, dass man mich zwingen wollte mich mit meinen persönlichsten Daten bei einer Plattform eines Amtes anzumelden, um die Wahrscheinlichkeit einen neuen Arbeitgeber aufzutun zu erhöhen.

Dieses sollte während eines Bewerbertrainings erfolgen, welches ganze zwei Wochen halbtags durch einen freien Anbieter im Auftrag eben diesen Amtes durchgeführt wurde.

Betitelt war es als Einführung in den virtuellen Arbeitsmarkt. Wer jetzt darunter verstehen sollte, dass man Computerfremden Menschen dabei behilflich ist, erst einmal zu verstehen was das Internet ist, welche Möglichkeiten es bietet und wie man mit Suchmaschinen arbeiten kann oder sich eventuell eine persönliche Mailadresse einrichten könnte, der denkt falsch.

Mir wurde denn gestern gesagt, dass sich die erste Woche eben damit beschäftigt, dass ich mich mit meinen persönlichsten Daten auf eben dieser einen Plattform registrieren muss und dass darauf aufbauend mit diesen Daten gearbeitet wird.

Diesem verweigerte ich mich - nicht gegen die Arbeit als solche (deren Zweckmäßigkeit ich trotzdem absolut in meinem Falle bezweifle), sondern gegen die Registrierung auf benannter Plattform. Ich bot an, mit anderen Daten zu arbeiten...um eben mitarbeiten zu können, aber eben nicht mit meinen persönlichen Daten.

Daraufhin wurde ich ziemlich deutlich vor der ganzen Gruppe abgekanzelt "Mit ihnen diskutiere ich über gar nichts. Dann sind sie hier total falsch und können nach Hause gehen."

Ich erklärte noch einmal, dass man bei dem Amt bereits wusste, dass ich mich nicht bei dieser Plattform registrieren werde (ich habe da meine Gründe für) aber gern bereit wäre, eine fiktive Registrierung anzulegen.

Man versuchte also zuständige Sachbearbeiterin beim Amt zu erreichen, und hinterließ dort in der Telefonzentrale die Nachricht, dass ich mich "weigern würde". Dieses ist so nicht korrekt warf ich ein, aber wie schon beschrieben "mit mir wird ja nicht diskutiert".

Ich bat um eine schriftliche Niederlegung dieses Vorfalles und auch um eine Unterschrift, dass mich benannter Bildungsträger "freistellen" würde...die Antwort war deutlich "ich schreibe ihnen nichts dergleichen."

Man muss erwähnen, dass dieser Bildungsträger bereits am Vortag von mir gebeten wurde, mir eine Datenschutzerklärung zu unterzeichnen, dass meine Daten nicht an Dritte weitergegeben werden würden und erntete ein "Ich unterschreibe gar nichts. Jeder Schulungsteilnehmer bekommt am letzten Tag eine CD mit seinen Daten gebrannt und eine CD brenne ich mir hier als Beweis gegenüber dem Amt. Die wird abgeheftet in einem Ordner und die werde ich dann 2 Jahre aufheben."

Schon nach diesem Vorfall war mir klar, dass ich dort definitiv nicht mit meinen persönlichen Daten arbeiten würde.

Nun muss ich dazu sagen, dass ich eine augebildete Fachangestellte für Arbeitsförderung bin. Viele Jahre habe ich als Sekretärin gearbeitet und war die letzten Jahre als Sachbearbeiterin in der Onlinekommunikation beschäftigt.

Ich habe mich in meinem Leben also sehr gut durchgeschlagen - würde ich jetzt einfach mal behaupten - weiß durchaus wie ein DIN Brief geschrieben wird, wie Powerpoint funktioniert und wie Bewerbungsgespräche laufen, da ich durchaus selbst einige zu Einstellungszwecken geführt habe...wärend ich die Einstellende war.

Arbeitsmarktanalysen, Antragsbearbeitung, Fallbesprechungen, Photoshop, Webdesign, Datenbanken, Internetauftritte, Schriftstücke, lyrische Texte, kreative Arbeiten...das war in den letzten Jahren mein Leben!!!

Ich empfinde diese Weiterbildung als Schikane - Versuche, auf meine Bildung hinzuweisen und die Sinnhaftigkeit eben dieser Weiterbildungsmaßnahme anzuzweifeln brachte mir nur eines...eine Androhung einer Sperrzeit.

Also fügte ich mich - da 6 Wochen Geldentzug durchaus schmerzvoll sind...obwohl ich momentan eh kein Geld von diesem Amt bekomme, da ich meine Stelle freiwillig aufgegeben habe.

Was jetzt allerdings mit meinen persönlichsten Daten veranstaltet werden soll, sprengt den Rahmen der Kompromisse.

Es gibt eine interessante Website zu diesem Thema www.datenschutz.de

Dort fand ich folgende Passage:

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Informationelle Selbstbestimmung - Was bedeutet das?

Kurz beantwortet bedeutet informationelle Selbstbestimmung: Jeder hat das Recht zu wissen, wer was wann über ihn weiß.

Das Bundesverfassungsgericht hat im Volkszählungsurteil vom 15.12.1983 erstmals anerkannt, dass es ein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung gibt. Das Gericht hat dazu ausgeführt:

"Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen. Einschränkungen dieses Rechts auf "informationelle Selbstbestimmung" sind nur im überwiegenden Allgemeininteresse zulässig."

Es besteht demnach ein "Schutz des Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner persönlichen Daten".

Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung wird als besondere Ausprägung des schon zuvor grundrechtlich geschützten allgemeinen Persönlichkeitsrechts angesehen. Wie dieses wird es verfassungsrechtlich aus Art. 2 Abs. 1 (sog. allgemeine Handlungsfreiheit) in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG (Menschenwürde-Garantie) hergeleitet.

Die Grundaussage des Volkszählungsurteils zur informationellen Selbstbestimmung läßt sich mit dem Satz zusammenfassen: So viel Freiheit wie möglich und so viel Bindung wie nötig. Die Freiheit der Bürger wird dabei grundsätzlich vorangestellt; zugleich wird den Anforderungen der Gemeinschaft Rechnung getragen.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

So werde ich jetzt abwarten was geschieht.

Sollte mir wieder mit einer Sperrzeit gedroht werden, werde ich natürlich versuchen, dieses durch einen Widerspruch zu klären.

Wenn dieses nicht von Erfolg gekrönt sein sollte, werde ich beim Sozialgericht Klage einreichen.

Während meiner Zeit als Angestellte eben dieses Amtes wurde mir beigebracht (und das hatte ich auch so verstanden), dass Weiterbildungsmaßnahmen der beruflichen Integration dienen sollten und dass die Angestellten dieses Amtes dafür da sind, dich bei deiner Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu unterstützen.

Mein Mann sagte dazu Folgendes...das Einzigste was wir bis heute von diesem Amt gehört haben ist eine Weiterbildungsmaßnahme, die bei deiner Qualifikation ein Witz ist und ansonsten wird nur mit Sperrzeiten gedroht.

Aber wie meinte der Bildungsträger am ersten Tage dieser Bildungsmaßnahme zu der ganzen Gruppe...diese Weiterbildungsmaßnahme bekommt jeder angeboten...das ist das Einzigste, was in den Arbeitslosen investiert wird, ansonsten versucht das Amt möglichst viele Sperrzeiten zu verhängen, damit der Einzelne nicht zu teuer wird und dann wird er durch Auszahlung einer Abstandssumme in Höhe von 10.000 Euro an die Arbeitsgemeinschaft des Arbeitlosengeldes II abgetreten.

Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass am ersten Tag alle Teilnehmer mit Namen aufgerufen wurden? 5 waren nicht anwesend. Freudig grinsend meinte dieser Bildungsträger dann zu der Gruppe "Das wird das Amt freuen. Das gibt jede Menge Sperrzeiten."

Mein Einwurf, dass vielleicht Kinder krank geworden sind, Arbeitsaufnahmen vorliegen könnten etc. wurde ignoriert.

So fasse man also zusammen - jeder dieser dort nicht anwesenden Namen wurde öffentlich beschmutzt und die Personen so hingestellt, als ob sie Schwerverbrecher wären, die jetzt ihre gerechte Strafe mit der Sperrzeit bekommen würden.

Diese Art und Weise mit Menschen und deren persönliche Daten umzugehen schockierte mich zutiefst, so wie ich auch schockiert darüber bin, wie mit den Geldern umgegangen wird, die jeder Arbeitnehmer an besagtes Amt abführt.

So wurde ich gestern also vor versammelter Gruppe abgekanzelt und quasie rausgeworfen - weil ich nicht still hielt und unbequem war.

Sehnsüchtig verfolgten mich die Blicke anderer Teilnehmer als ich den Raum verlassen "durfte" - vor allem die kleine von rechts neben mir. 20 Jahre alt. Gelernte Bürokauffrau im Gesundheitswesen, seit 8 Wochen arbeitslos. Wie meinte ihre zuständige Bearbeiterin "sie machen jetzt mal diesen Kurs, damit sie mal wieder unter Leute kommen".

Dass sie und ich und einige andere aus Höflichkeit den Ergüssen der Freude unseres Bildungsträgers über einen Balken im Powerpoint still zuhörten, kümmert niemanden.

Aber die Kleine traf es auf den Kopf "Ich würd mich als Arbeitgeber schieflachen wenn ich so eine Bewerbungsmail bekäme."

Besagter Bildungsträger formuliert aber auch seine Anschreiben so "Laden sie mich bitte zu einem Vorstellungsgespräch ein. Ich möchte sie gern durch Probearbeit überzeugen..."

Die meisten Menschen haben nicht mehr viel - aber dass sie mit diesem Wortlaut nicht mal mehr ein bisschen Stolz bewahren, wird nicht gesagt.

Da fällt mir noch etwas ein zu dieser Weiterbildung..."früher haben wir ja mal Flyer gemacht" (Anm. von mir - 3 Spalten im Word mit eingefügtem Hintergrund und Bearbeitung mit Powerpoint...Rechtecke dienten als Linien) "...und der Erfolg war super mit diesen Flyern. Aber da das hier jeder lernte, können die Firmen das nicht mehr sehen. Weil das aber so in der Ausschreibung von diesem Amt steht, machen wir das hier auch mit ihnen. Aber Sinn macht das nicht mehr."

Da Grafikbearbeitung mit hochwertigen Bildbearbeitungsprogrammen durchaus in den letzten Jahren von mir getätigt wurde, möge man mir verzeihen, wenn ich bei Powerpoint nicht in Verzückungsschreie ausbreche.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich das alles irgendwie nicht ganz verstehen konnte - dieser permanente Zwang unter ständiger Androhung von Bestrafungsmaßnahmen.

Hatte ich übrigens erwähnt, dass dann in der nächsten Woche Bilder gemacht werden sollten?

Nein, es wurde nicht gefragt - sondern festgelegt, dass man dort Bilder machen lassen muss und sich am Wochenende aufbrezeln könnte.

Das wäre noch mal ein anderes Kapitel gewesen - denn ich hätte mich auch nicht fotografieren lassen...auch nicht unter Androhung einer Sperrzeit.

Oh du fröhliche...

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