Dienstag, 31. Mai 2005
Ein Tag im Leben eines Nichtrauchers Ein Tag im Leben eines Nichtrauchers Ich schlage meine Augen auf und sehe auf den Wecker neben mir. In drei Minuten würde er mich wecken wollen. Aufgewacht bin ich durch meinen Oberobermieter. Er steht auf dem Balkon und raucht seine erste Morgenzigarette. Hauchdünne Nebelschwaden haben den Weg durch mein Fenster gefunden. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass uns zwei Stockwerke trennen. 10 Minuten später stehe ich vor dem Spiegel und versuche die Nacht aus meinem Gesicht zu waschen. Über mir höre ich besagten Obermieter braune ekelhafte Brocken aus seiner Lunge husten. Die Lust auf das Frühstück ist mir vergangen. Als ich kurz nach 7 die Wohnung verlasse, bleibt mir fast die Luft weg. Ich sehe noch den Sohn einer Nachbarin durch die Haustür entschwinden – er ist 14 – und hinterlässt eine Wolke kalten Qualms im Treppenhaus. Drei Haltestellen halte ich es in der Straßenbahn aus. Dann setze ich mich um. Ich musste mich umsetzen. Das nicht vorhandene Frühstück wäre mir sonst wieder entwichen. Eine Frau saß mir gegenüber. Mittleres Alter, Dauerwelle, ledernes Gesicht – Raucherin. Es wird Zeit umzusteigen. Obwohl es regnet stelle ich mich nicht in die Bushaltestelle. Dort ist es nicht aushaltbar. Drei junge Frauen umklammern ihre Zigaretten und atmen den Dreck aus ihrer Brust. Ich habe Pech. Sie sitzen 2 Reihen hinter mir. Immer wieder schaue ich auf die Uhr und hoffe, der Bus würde schneller fahren. Mir ist übel. Im Büro öffne ich das Fenster und erfreue mich das erste Mal an diesem Tag an der frischen Luft. Die Handwerker kommen und fangen mit ihrer Arbeit an den Rohren an. Es dauert den halben Vormittag. Ich weiß nicht, wohin ich flüchten soll. Zwischendurch verlassen die beiden Männer mein Büro um kurz darauf noch mehr Gestank aus der Raucherecke mitzubringen. Der eine versucht zu flirten – mir ist nach kotzen. Auf der Toilette steht eine Kollegin vor dem Spiegel. Sie sieht toll aus – und wirkt so billig…den Gestank ihrer letzten Zigarette kann das Parfüm nicht überdecken. Sie erinnert an ein Flittchen. Die Kollegen auf dem Flur stehen beieinander und reden und qualmen und nehmen sich täglich eine Stunde Pause extra…wenn das reicht. Kommunikation nennen sie das und sagen mir, dass Raucher ja so viel geselliger sind. Wahrscheinlich passt eher "geteiltes Leid ist halbes Leid". Es ist Mittag – ich gehe nach dem Essen nicht mit in die Cafeteria. Nebelschwaden schwappen aus dem Cafe heraus – der Nichtraucherbereich ist kaum sichtbar durch den Rauch, der von der Sonne durch das Restaurant getragen wird. Wir haben es 13 Uhr. Der Tag ist noch lang… Als ich den Fahrstuhl nehmen möchte, werde ich wütend. Selbstgerecht hängt eine dicke Rauchfahne in der kleinen Kabine. Ich laufe. Die Besprechung dauert 1,5 Stunden. Neben mir sitzt ein Raucher. Er riecht ekelerregend. Nach einer Stunde machen sie Pause. Während ich die Däumchen drehe und drüber nachdenke, was ich in diesen (für mich verlorenen) 12 Minuten hätte arbeiten können, gehen 2 Männer und 2 Frauen eine rauchen. Die restlichen 8 Teilnehmer starren Löcher in die Luft und rühren im kalten Kaffee. Nach dieser Pause schaue auch ich jetzt ständig auf die Uhr...wann ist es endlich vorbei...wann kann ich wieder atmen??? Glücklich hechte ich nach der Sitzung aus dem Gebäude und hätte fast einen Aschenbecher umgerannt. Gierig sauge ich die Luft ein. Es riecht nach frisch gemähtem Gras. Schön, rein, klar...wenn es da nicht die unzähligen Kippen gäbe, die überall achtlos hingeworfen worden waren. Mittlerweile bemittleide ich mich selbst. Fühle mich genötigt und bedrängt in meiner Freiheit, in meiner Lebensqualität. Es widert mich an. Ich möchte mir einen Cappucino holen - wegen den Nerven - und kämpfe wieder mit der Übelkeit. Der Kaffeeautomat steht in der Raucherecke. Die Aschenbecher befinden sich auf Bistrotischen. Auf meinem Weg zum Automat nimmt meine Nase also wieder Fährte auf. Alter, abgestandener Rauch...bis auf den Filter weggerauchte Kippen. Ein unschöner Anblick sind diese übervollen Nachtischschälchen. Ich beschließe, zukünftig nur noch Obst als Nachtisch zu nehmen. Irgendwie habe ich an diesem Tag doch noch geschafft, was zu arbeiten. Ich sitze in der Straßenbahn. Draußen ist es warm und schwül. Kalt fällt die Luft der Klimaanlage auf mich herab. Die Fahrt dauert 35 Minuten. Sie kommt mir ewig vor. Der Nikotingestank aus den Kleidern der rauchenden Fahrgäste wird durch den Wagen gepumt und soll erfrischend wirken. Ich bin davon überzeugt, dass ich heute noch brechen werden muss. Als ich aus dem Fenster sehe, erblicke ich eine junge Frau mit Kinderwagen. Sie hat Probleme damit, den Wagen um eine Hausecke zu bugsieren. Es geht sehr schlecht, da sie ihn leicht anheben müsste - doch die Zigarette stört. Also schiebt sie sich den Glimmstengel in den rotgetuschten Mund. Ob sie weiß, wie hässlich sie ist und wie bemitleidenswert ihr Kind ist? Das erinnert mich an eine Mutter vom Wochenende. Wir waren im Eiskaffe. Ein Kind saß uns gegenüber auf dem Schoß der Mutter. Das kleine Mädchen patschte mit ihren Händchen in die Luft...und fing sofort herzzerreißend an zu schreien - sie hatte genau in die Zigarette ihrer Mutter gefasst. Ich bin froh, als ich endlich zu Hause bin. Nein, ausgehen möchte ich an diesem Tag nicht mehr. Nein, auch nicht in einen Biergarten. Die Summe aller Zigaretten dieses Tages liegt mir als bittergelber Geschmack auf der Zunge. Irgendwie gibt es keinen Platz, an dem man nicht der Sucht der anderen ausgesetzt ist. Sie tun so, als ob man sie diskriminieren würde – weil sie zugewiesene Raucherräume haben. Sucht wird verherrlicht, Nichtraucher werden mitleidig belächelt und als übertreibend hingestellt. Ich kann sie verstehen – diese Nichtraucher, die scheinbar nirgends wirklich rauchfrei leben können. Seit 6 Wochen gehöre ich dazu… |
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...es funktioniert noch. das ist schön. so viele jahre sind vergangen, so viel ist passiert. und hier ist es wie ein plätzchen, wo die zeit ein bisschen abgestanden scheint und die vergangenheit ihre spinnweben an die wände gezaubert hat. und doch fühlt man sich so, als hätte es die vergangenen 3... by damaris S. und M.
Nicht die Gemeinsamkeiten halten zwei Menschen beieinander. Es sind die Unterschiede, die den einen für den anderen interessant machen. (c) Damaris Wieser Ich freu mich auf diese Hochzeit. Schön, nach so langer Zeit wieder von der Muse geküsst worden zu sein, und innerhalb von wenigen Minuten ihr Geschenk aus meinem Kopf auf den... by damaris Passiert...
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